Tipps zur Ideenfindung

Deine ganze Reise beginnt mit einer simplen Idee. Man sagt, vor dem Big Bang, der Entstehung von Raum und Zeit, existierte lediglich etwas, das man schlicht Potential nannte. Und genau so erwacht dein Universum zum Leben. Ein Gedanke führt zum anderen, er reift zu einer Geschichte heran, die du in Händen hältst. Nun zur Frage, wie man zu dieser Idee kommt.
Manchmal schwirren einem zu viele davon im Kopf herum und man kann sie kaum fassen oder gar zusammenführen. Oder man will unbedingt etwas erschaffen, eine Welt kreieren und die Menschen darin wie Schachfiguren bewegen, hat dazu aber noch keinen konkreten Plan. Es kann auch sein, dass man bereits einen Charakter entworfen hat, den man unbedingt zeigen möchte, einem aber der Konflikt und die Situation drum herum fehlt.
Die Idee ist das Grundkonstrukt, auf dem alles aufbaut. Sie sollte also gut überdacht sein.

Bevor du auf Ideensuche gehst, solltest du dir über die Kernfragen Gedanken machen. Also welches Genre und welche Zielgruppe will ich bedienen? Damit schaffst du bereits einen guten Rahmen, in dem du dich weiter bewegen kannst.

Was du für einen Plot brauchst:
- Protagonist
-Antagonist (nicht immer!)
-ein Ziel
-ein Konflikt/Problem, was steht dem Ziel im Weg?

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Methode 1: Clusterverfahren

Anglistik Gabriele L. Rico entwickelte das sogenannte Clustering. Dabei sollen Bilder mit Emotionen und logischem Denken verbunden werden. Es ist eine Sammlung von unterschiedlichen Wörtern, Bedeutungen und Assoziationen, die genutzt werden, um am Ende auf einen Grundgedanken zu schließen. Das Clusterverfahren soll ein Ideennetz hervorbringen, gesteuert von unbewussten Gedanken und Intuition.

Kernwort
Nimm dir Stift und Papier zur Hand - nein, kein Laptop! Es ist wichtig, dass du alle Sinne bedienst und deiner Hand eine Tätigkeit gibst, die sich nicht auf das Tippen beschränkt. Du kannst aber auch Post-Its verwenden, so hast du außerdem mehr Platz.
Um zu beginnen, braucht es einen zentralen Ausgangspunkt, ein Kernwort. Das kann entweder die erste Sache oder das erste Gefühl sein, dass dir in den Sinn kommt, wenn du an dein Genre denkst oder an deine zukünftige Buchpräsentation.
Du kannst dir aber auch von einer außenstehenden Person einen Begriff geben lassen. Notiere deinen ersten Gedanken, wenn du nach draußen blickst oder an ein Buch, das du magst. Möglicherweise hast du ja auch schon ein Kernthema im Kopf.
Schreibe dieses Wort oder diesen Satz in die Mitte des Papiers.

Ideennetz
Lass dich von deinen Gedanken treiben. Suche nicht zwanghaft nach Verbindungen oder Logik. Notiere alle Einfälle zu dem Kernwort und verbinde sie mit der Mitte. Von dort arbeitest du dich weiter. Ein Begriff führt zum nächsten. Einfälle, die sich daraus ergeben oder zusammengehören, werden verbunden. Sie teilen sich auf, wie die Äste an einem Baum. Dabei müssen sie nichts mit dem Kernwort zu tun haben.
Konzentriere dich aufs Schreiben, denk nicht zu viel nach und bewerte deine Gedanken auch nicht. Es gibt kein richtig oder falsch. Alles ist erlaubt.
Fällt dir nichts mehr ein, kehre zur Mitte zurück. Vielleicht gibt es ja noch andere Begriffe, die dir dazu einfallen. Je mehr, desto besser!
Du kannst dir auch einen zeitlichen Rahmen setzen. Stell dir einen Alarm auf dem Handy und gib dir lediglich zehn Minuten, um diese Aufgabe zu meistern. Das verhindert, dass du zu sehr oder lange über eine Sache nachdenkst.

Beispiel:
Kernwort: Zweifel
1. Wissenschaft - Beweise - Anomalie - Wahrheit - Enthüllung - Zaubertrick
2. Verdacht - Ermittlung - Ermittlung - Recherche - Buchdruck
3. Glaube - Religion - Tradition - Generationen - Völker
4. …

Verknüpfung
Mache eine kurze Pause und kehre dann zu deinen Notizen zurück. Welche Themen kamen zum Vorschein? Lässt sich darin ein Muster erkennen? Nimm dir Zeit und lass deine Gedanken über all die Wörter kreisen, die du aufgeschrieben hast. Gibt es einen roten Faden? Ein verstecktes Motiv? Oft ergeben einzelne Wörter Sinn, wenn man sie kombiniert. Dabei kann es zu ziemlich abstrusen Zusammenstellungen. Lass dich davor nicht einschüchtern! Nimm es als Herausforderung!
Starte mit einer kurzen Geschichte und auch nur niedergeschriebenen Gedanken, die du miteinander verbindest. Da kannst dabei recht methodisch vorgehen und die Punkte Schritt für Schritt abarbeiten. Auch hier steht dir jede Freiheit zur Verfügung. Du musst nicht alle Elemente aus deinen Notizen nutzen. Driftet dein Text in eine völlig andere Richtung ab: umso besser! Folge deinem Bauchgefühl.

Übung:
- “Reden ist Silber, schweigen ist Gold”
- “Wie beim Hempels unter´m Sofa”
- “Verschwörung”
- “Laubwald”
- “Eselsbrücke”

Methode 2: Erzähle Nebenhandlungen weiter

Nutze Geschichten und Ideen, die bereits existieren. Denk an das letzte Buch das du gelesen oder den Film, den du dir angesehen hast. Such dir daraus einen Nebencharakter und verpasse ihm eine ganz eigene Hintergrundgeschichte, zusätzliche Eigenschaften, Vorlieben, Abneigungen, Familienverhältnisse und einen Konflikt, dem er sich stellen muss. Lass dich davon inspirieren und fülle diese Figur mit deinen eigenen Ideen.
Wichtig ist, dass du wirklich nur das Basiskonstrukt nimmst, um es dann zu verändern.
Außerdem solltest du aufpassen, nicht nur den Charakter, sondern auch die Welt abzuändern. Setzt du deinen Protagonisten in eine Schule für Hexerei und Zauberei, lässt ihn Quidditch spielen und gegen Todesser kämpfen, ist das zwar eine gute Idee für eine Fanfiction, aber ungeeignet für einen Roman, der dich und deine Kreativität widerspiegeln soll.
Kleiner Tipp: Du kannst verschiedene Charaktere auch kombinieren und sie zu einem verschmelzen lassen. Versuche dabei, Klischees zu vermeiden und verleihe ihnen den ein oder anderen Makel oder ein Erkennungsmerkmal. Das macht sie lebendiger und authentischer.

Übung: Erzähle die Geschichte von “Ed”, der verrückten und etwas eigenwilligen Hyäne aus “Der König der Löwen”. Was hat er erlebt? Wie kam er zu der Gruppe?

Methode 3: Cover und Bilder als Inspiration

Stöbere im Internet oder in Buchhandlungen wahllos nach Büchern, die dich ansprechen. Achte dabei nicht auf den Titel, sondern lediglich auf das Cover. Betrachte die Formen und Abbildungen und lasse deine Gedanken darum schweifen. Du kannst auch mehrere Cover zu einer Idee verschmelzen lassen.
Ähnliches funktioniert auch mit Bildern, die du in Werbungen oder im Alltag findest. Was löst es in dir aus? Welche Hintergrundgeschichte fällt dir dazu ein? Wie ist das Bild entstanden? Woher kam die Inspiration? Was will es aussagen? Was wäre, wenn das Bild Realität wäre? Wo könnte dieses Bild sonst noch zu finden sein? Wer würde sich so etwas ins Wohnzimmer hängen?
Diese Methode lässt sich gut mit dem Clustverfahren verbinden. Schreibe einfach den ersten Begriff auf, der dir zu dem Cover oder dem Bild einfällt, das du ausgewählt hast.

Methode 4: Ideen-Alphabet

Ähnlich wie das Clustering, kannst du hier sehr methodisch vorgehen. Du hast hier zwei Möglichkeiten:
Du schreibst frei raus, ohne Vorgaben und ohne Thema. Oder du wählst einen Oberbegriff, in das die folgenden Wörter fallen sollten (z.B. Weltraum).
Schreib dir eine Liste von A bis Z. Setze dir einen Timer und schreibe! Je knapper die Zeit, desto impulsiver werden die Assoziationen. Verwende immer noch ein Wort pro Buchstabe.
Bist du bei Z angekommen, leg eine Pause ein und versuche daraus eine Geschichte zu basteln. Auch hier: Du musst nicht alle Ausdrücke verwenden. Lass dich einfach treiben.

Methode 5: Ein-Satz-Idee

Schwebt dir bereits ein Satz vor, den du für den Plot verwenden kannst, solltest du ihn dir aufschreiben.

Beispiel: “Mann trifft Rivalin aus der Schulzeit wieder und verliebt sich in sie”

Fokussiere dich nun auf die einzelnen Teile.

Das erstes Element ist in diesem Beispiel ist der Mann.
Wer ist er? Was macht er beruflich? Wo wohnt er? Wie alt ist er und was ist sein sozialer Status? Wie sieht er aus? Was sind seine Kerneigenschaften?
Notiere alles, was dir zu dieser Figur einfällt, ganz aus dem Bauch heraus. Das kann vom Klang seiner Stimme bis hin zu seinem Lieblingsessen reichen.

Das zweite Element besteht aus dem Wort “trifft”.
Wo haben sie sich getroffen? Wie? Wann? Durch Zufall? Oder hat die Rivalin vielleicht absichtlich dafür gesorgt? Sind sie in irgendeiner Weise verbunden? Vielleicht durch ein Hobby oder den Job? Wie sieht dieses Treffen aus? Durch was wird es geprägt? Ist es peinlich? Unangenehm? Erkennen sie sich überhaupt wieder?
Gehe nicht zu sehr ins Detail, aber versuche, diesen Begriff näher zu definieren und zu beschreiben. Erschaffe um dieses Wort herum eine ganze Situation.

Das nächste Element betrifft die Rivalin.
Stelle dir dieselben Fragen, wie bei dem Mann. Wer ist sie, was macht diese Person aus. Darüber hinaus hast du - bewusst oder unbewusst - den Begriff der Rivalin gewählt. Wie wurde sie zu diesem Feindbild? Was ist passiert? Beruht es auf Gegenseitigkeit? Ist der Groll immer noch da? Wie äußert(e) sich diese Rivalität?

Ziel ist es, ein grobes Gerüst einer Geschichte um die gewählten Wörter zu erschaffen. Verpasse den Personen ein Gesicht, erwecke die Situation zum Leben, verleihe ihnen Lebendigkeit und einen Hintergrund. Hauche ihnen Leben ein und gehe mithilfe dieser Fragen gezielt weiter in die Tiefe.
Auch hier kannst du dich von Filmen, Serien und Büchern inspirieren lassen, sie aber mit eigenen Ideen verknüpfen oder miteinander kombinieren, ehe du dir die einzelnen Elemente vornimmst.

Übung:
- “Mann bekommt Paket aus der Zukunft und muss einen Wettkampf verhindern”
- “Eine Gruppe Teenager finden ein Fabelwesen und müssen es retten”

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Hast du eine grobe Vorstellung, um was es in deinem Buch gehen soll, kannst du den Plot ausarbeiten und an den Figuren feilen. Beides geht Hand in Hand und sollte aufeinander abgestimmt sein.
Ein Mangel an Ideen gilt also nicht mehr länger als Ausrede. Sieh dich um, lass dich von Eindrücken, Bildern, Gefühlen und Sinneswahrnehmungen inspirieren. Sei offen für gewagte Konzepte und hinterfrage deine Einfälle, um ihnen Tiefe zu verschaffen. Die Möglichkeiten sind endlos. Genauso wie deine Kreativität!

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Schreibblockaden meistern